Chronik

Seit den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts gibt es die „Pumpengemeinschaft Vrouwenpoort“.

Unsere Großväter, in der Regel Handwerker und Einzelhändler in der Frauenstraße, beschlossen damals in der Pumpengemeinschaft (Nachbarschaft) Freud und Leid miteinander zu teilen, das heimatliche Brauchtum zu fördern, zu pflegen und auch gemeinsam zu feiern.

Bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden so mit viel Freude Herbstfeste, Kinderfeste und natürlich auch die Gocher Kirmes kräftig gefeiert.

Bei den Mai und Brunnenfesten zierten Banner die Frauenstraße mit dem Aufdruck

„Frauenstraße: Die Straße des Handels, des Handwerks und der Lebensfreude!“

In alten Zeiten führte die Frauenstraße durch das ehemalige Stadttor, die „Vrouwenpoort“ nach Hülm. Wer dort Kirmes feierte, feierte umgangssprachlich auch „Vrouwenpoortkirmes“.

Einen besonderen Stellenwert hatte von Anfang an der Gocher „Fastelowend“.

Seit 1928 gibt es Kappenabende, die - nur unterbrochen durch den 2. Weltkrieg - bis heute stattfinden. Diese Abende wurden nahezu ausschließlich von Büttenrednern aus den eigenen Reihen bestritten.

Viele lustige Begebenheiten, die den ursprünglichen karnevalistischen Geist und das Narrengesicht der damaligen Akteure widerspiegeln, sind überliefert.

Da gab es z.B. den Amtsgerichtsprozess, der wegen einer Lärmbelästigung durch eine Leseprobe für eine Kappensitzung angestrengt worden war und mit einer Verurteilung zu einer Geldstrafe der „beschuldigten“ Karnevalisten endete. Als Reaktion zogen unsere Ahnen im folgenden Rosenmontagszug in Sträflingskleidung auf einem Gefängniswagen durch die Stadt. 

Erwähnenswert ist auch die in karnevalistisch geselliger Runde vorgenommene „Taufe mit Nierswasser“ des Prinzen der Vrouwenpoort Rudi Lehman im Jahr 1961. Diese „missbräuchliche“ Anwendung des heiligen Sakramentes der Taufe rief dann auch gleich den entschiedenen Protest des römisch-katholischen Klerus in Goch auf den Plan. Der unerhörte Vorgang wurde von der Kanzel herunter mit scharfen Worten verurteilt.

Man sieht, Karnevalisten in Goch haben zu keiner Zeit Schabernack und Narretei selbst mit staatlichen oder gar geistlichen Obrigkeiten gescheut.

Es war auch sicher kein Zufall, dass die Pumpengemeinschaft Vrouwenpoort zusammen mit anderen Gocher Vereinen 1952 zu den Initiatoren des Gocher Rosenmontagzuges gehörte und mit Gerd van Nooy Sen. den ersten Karnevalsprinzen stellte.

Wie intensiv wir in der Tradition mit dem Gocher Karneval und dem Festkomitee Gocher Karneval verankert sind zeigt auch, dass die Prinzengarde der Pumpengemeinschaft Vrouwenpoort e.V., wie sie offiziell seit diesem Jahr heißt, mit dem designierten Prinzenpaar in der langen Reihe nach Gerd van Nooy Sen. bereits den zwölften Prinz und das elfte Gocher Prinzenpaar stellt.

Bereits seit dem Jahr 1969 gibt es die „Narrenakademie Vrouwenpoort“, die regelmäßig verdiente Mitglieder des Gocher- und des Vrouwenpoort-Brauchtums mit dem karnevalistischen Titel des Dr. Humoris Vrouwenpoortius (Dr. H. V.) auszeichnet.

Obwohl sich das Leben und der nachbarschaftliche Charakter in der schönen Frauenstraße/Arnold-Janssen-Straße in den letzten zwei Jahrzehnten sehr stark verändert hat, so führt die Prinzengarde der Pumpengemeinschaft Vrouwenpoort e.V. die alten Werte und Traditionen weiter und bringt die Menschen zum geselligen Miteinander im Gocher Karneval zusammen.

Ein besonderes Angebot der Vrouwenpoort ist dabei das bereits zum zweiten Mal durchgeführte „Studium Carnevale“ mit dem Hauptdozenten Dr. H. V. Robert Miesen. Ziel ist, junge und interessierte Karnevalisten und Karnevalistinnen in die Kunst des karnevalistischen Vortrags, der „Büttenrede“ einzuführen.

Erste erfolgreiche Absolventen der Narrenakademie lassen erwarten, dass die Chronik des Karnevals und das Brauchtums auch zukünftig viele Seiten mit närrischen Geschichten füllen wird.

Unserem designierten Prinzenpaar der Vrouwenpoort mit Ihrem Gefolge, der Prinzengarde, dem Tanzcorps und unserer traditionellen musikalischen Begleitung durch den Gocher Musikverein wünschen wir für die Session 2017 viel Spaß, viel Freude und den Genuss des Erfolgs!

 

Heiner Flintrop

Ehrengardist und Pumpenbass

Josef Polders

1. Vorsitzender